Albanische Adria — Orikum — einst griechische Kolonie, heute Touristenzentrum.
Heute geht’s an die Albanische Adria. Die Eule hat eine schöne Übernachtung direkt am Strand von Orikum gefunden. Orikum liegt, so zu sagen, an der Grenze zwischen der Adria und der Riviera, einen Kilometer vom Meer entfernt, und war ein eher unbedeutendes Nest,. In der Antike lag der Ort rund 5 Kilometer südlicher, auf einem Hügel, nah am Wasser. Dort ist heute militärisches Speergebiet — eine Marinebasis. Leider kann man deswegen die ziemlich gut erhaltenen antiken Ruinen nicht besichtigen. Der Rabe — hat deswegen, und wegen einer Besuchserlaubnis der stillgelegten Uboot-Basis Porto Palermo, extra eine Mail an die albanische Marine verfasst, bekam jedoch bis heute keine Antwort.
Erst um das Jahr 2000 begann hier der Tourismus zu blühen. Die meisten Touristen sind Albaner aus Albanien, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien sowie Emigranten auf Heimaturlaub. In den Sommermonaten ist mittlerweile sicher einiges los hier. Wir suchen wie immer menschenleere Ecken. Unser kleines Hotelchen liegt am äußersten Ortsrand. Zwei Kilometer weiter, genau am Ende der Bucht von Vlora, befindet sich schon die Marinebasis. Das hat bei uns Methode — Ruhe, Stille, keine (oder kaum) Menschen. Eulchens Plan geht vollständig auf. Es ist Nachsaison — im Maxola’s Dream sind wir (fast) die einzigen Gäste. Lediglich ein Auto, mit polnischen Kennzeichen, parkt sich neben unserem noch ein.
Die Zimmer sind winzig, mit Bambus geschmückt (wir fühlen uns wie in einer Hütte in Thailand) aber es ist pieksauber und zum Meer sind es keine 10 Meter. Papi, der Besitzer, ist super freundlich und macht all unsere kleinen Wünsche möglich. Zuerst werden wir aber mit einem Raki begrüßt. Dazu noch Zaziki und Glas Wein und das “Kaffeetrinken” ist erledigt. Beim “Erst-Wässern” im warmen Adria-Wasser, spricht der Rabe, am Strand, den “anderen” Gast an. Der polnische Unternehmer und Frührentner entpuppt sich als amüsanter Gesprächspartner. Wir verabreden uns zum Abendessen.
Papi hat derweil mitbekommen, dass der Rabe des polnischen mächtig ist und empfängt uns im Polska-Shirt, total süß. Der Wunsch nach gegrillter Ziege wird dem Raben spontan erfüllt — Ziegen gibt es hier überall:)
Andrzej, erscheint allein zum Essen — seine Reisebegleiterin ist unpässlich. Im Laufe des Abends erfahren wir seine einzigartige und zugleich kuriose Lebensgeschichte. Eine wahre Odyssee zwischen den Fronten des kalten Krieges. Andrzej war mitte-ende der 70er mit einer Russin verheiratet. Anfang-mitte der 80er mit einer Amerikanerin. Die wollte die USA aber nicht nach Polen verlassen — Andrzej wollte zurück nach Polen — so war es abgemacht. Das Dilemma fabrizierte ein Kind, von dem Andrzej nach 5 Jahren auch etwas erfuhr. Er war wohl der einzige Pole der Alimente in die USA überwies. Die Tochter ist heute über 40, erfolgreiche Ärztin und hat guten Draht zum Papa. Übrigens genau so wie seine erste Frau, die Russin — mit der er grad in Albanien unterwegs ist. Aber nur für Urlaub, wie er betont, sonst zu anstrengend😊 — flüstert er uns zu und lächelt.
In der Nacht gibt es einen Stromausfall — wie haben wir es mitbekommen? Die Königin wird halb wach und sieht die Hand vor den Augen nicht — dunkel, schwarz, dunkelschwarz. Nicht ein helles Pünktchen, kein Stern, Lichtschlitz unter der Tür — Die Eule glaubt erblindet zu sein. Dementsprechend fällt die Panik aus. Auch der Rabe wacht auf — sieht ebenfalls nichts, denkt aber nicht zuerst an Augenlichtverlust sondern eben an .… Stromausfall.
Orikum, haben wir ausgewählt um uns vor den albanischen Alpen “zu erholen 😊” und uns etwas im Meer zu räkeln. Papi hat “no problem” mit Late-check-out, und so kühlen wir unsere olympischen Körper schon kurz nach dem Frühstück in der Adria. Das Wetter ist, trotz Mitte-Septembriger-Nachsaison — traumhaft, das Wasser sechs-siebenundzwanzig Grad warm, die Getränkeversorgung vom Hotelchen flutscht, der Strand ist Menschenleer — was will man mehr.
Volle drei Stunden veredeln wir unsere Hautbräune mit sandreflektierten Sonnenstrahlen unter einer Umbrella. Ok, die Eule will es Hardcore und “bucht” ne halbe Stunde Direktbestrahlung. Danach sind wir aber “satt” — wir freun uns schon auf die Weiterfahrt. Heute wollen wir etwa die halbe Strecke zu Koman-See erledigen. Die Logistik-Offizierin hat eine Übernachtung auf der Burg von Kruja gefunden.Festung
Festung KRUJA — auf Skanderbegs Spuren im Herzen Geschichte ganz nah
Sicher haben schöne Fotos und super Bewertungen den Ausschlag für unsere heutige Übernachtung gegeben. In welch bedeutsamen Mauern wir heute übernachten werden, wird uns, wie so oft, erst richtig bei der Recherche zu diesem Artikel bewusst.
Die Stadt Kruja liegt am westlichen Steilhang des Mali i Krujës (1176m ü.M). Über der Stadt thront seit 1190 eine Festung. In diesem Jahr wurde das Fürstentum Arbanon gegründdet — mit der Burg Kruja als Herrschaftszentrum. Es war das erste vom albanischen Adel beherrschte Fürstentum. 1415 wurde Kruja durch osmanische Truppen erobert. In der Mitte des 15. Jahrhunderts eroberte Skanderbeg mit seiner Liga von Lezha die Stadt zurück und verteidigte von der Festung aus Albanien mehrere Jahrzehnte gegen die vordringenden Osmanen. Diese griffen die Burg danach wiederholt an, so zum Beispiel bei der monatelangen, aber erfolglosen Belagerung im Jahr 1450. Erst 10 Jhre nach dem Tod Skanderbegs konnten die Türken 1478 Kruja und ganz Albanien vollständig besetzen und mehr als 400 Jahre beherrschen.
Wir sind nun das zweite Mal in Albanien und durchreisen es wissbegierig — haben aber den Nationalhelden des Landes — Skanderbeg ‑bisher aus unseren Beiträgen weitestgehend rausgehalten. Nun geht es nicht mehr😊
Skandebeg wurde 1405 in der Gegend von Kruja geboren. Er war ein Fürst aus dem Adelsgeschlecht der Kastrioti und ein Militärkommandeur, der von Jahre dem Osmanischen Reich, 4 Jahre der Republik Venedig und ab 1451 bis zu seinem Tod dem Königreich Neapel diente. Durch seine Verteidigung des Fürstentums Kastrioti gegen die Osmanen wurde er berühmt und erhielt 1457 von Papst Calixtus III. sowohl den Titel „Verteidiger des Glaubens“) als auch den Ehrentitel „Verteidiger des Christentums“. Seit Jahrhunderten wird er von den Albanern als „Nationalheld“ gefeiert. Die Festung Kruja selbst ist für die albanische Nation ein historisches Heiligtum.
Und nun sucht das Eulentier eine Übernachtung hier. Im unteren Teil der Festung befinden sich einige kleine Wohnhäuser, in denen noch immer Familien leben. Ganz oben auf dem Burghügel, mittendrin zwischen den Ruinen — stehen nur noch 2–3 Gebäude die ein Restaurant und paar Gästezimmer beherbergen. Genau hier im Zentrum der einstigen Macht, Mitten im Heiligsten Ort Albaniens, da wo der Nationalheld seine Heldentaten über Jahrzehnte vollbrachte — buchen wir ein kuschliges Zimmer.
Die Brüder Emiliano, die wir selbst am nächsten Tag kaum auseinander halten können, sind nicht nur jung, geschäftstüchtig und gastfreundlich sondern auch sehr um das Wohl ihrer Gäste bemüht.
Nach dem Check Inn und einem kleinen, kühlen Bierchen (die Sonne glüht seit Tagen ordentlich) hält es die Eule nicht ruhig. Am Fuße des Burghügels liegt eine restaurierte Basarstraße mit einer Moschee aus dem 16. Jhd. Hunderte kleine Geschäfte buhlen um Kunden. Die Königin verfällt augenblicklich in Shopping-Stase. Die Augen werden groß und gierig, der Körper tänzelt scheinbar unkontrolliert zwischen den Ständen in panischer Angst etwas zu übersehen, die akustische Empfang sinkt gegen Null bis … ja bis die erste Beute erlegt ist. Diesmal ein handgefertigter Silber-Ring. Anschließend geht es Schlag auf Schlag. Für unsere Nymphennanny ein silbernes Täschlein, für das Eulchen und Grünmom kuschelige Hausschuhe aus Schafwolle, natürlich Handmade und für den Raben … NIX. Die akute Phase des Einkaufswahns ist überstanden😊
Auf dem Rückweg zur Burg entdeckt das Eulchen einen Mann in einem DDR T‑Shirt. Wir kommen ins Gespräch und haben ganz spontan einen eigenen Burg ‑Führer. Shelzen zeigt und das Hamam, den geheimen Fluchttunnel aus der Burg und die Dolma-Tekke der Bektashiten, westlichen, unteren Rand der Festungsanlage. Vom historischen Derwischkloster ist noch die Türbe von Haxhi Mustafa Baba erhalten, die in den 1770er Jahren erbaut worden ist. Im Garten der Tekke steht ein 1000 Jähriger Olivenhain. Leider ließ ein Erdbeben im Jahr 1617 Felswände im südöstlichen Bereich einfallen, was die darüberliegende Burgmauer zerstörte. Die Osmanen haben die Burg bei ihrem Abzug, Mitte des 19. Jahrhunderts geschleift — heißt unbrauchbar gemacht. Sie wurde bis heute nicht wieder vollständig aufgebaut — aber die verbliebenen Gebäude, Mauern, die Tekke, der Hamam, ein Wehrturm, Geheimgänge usw. zeugen lebhaft von einstiger Größe und Bedeutung.
Wir entlohnen Shelzan großzügig — er verdingt sich schwarz als Burgführer um sein Familie zu ernähren, und das erst in den Abendstunden, wenn die “offiziellen” Führer schon weg sind. Wir sind zufrieden und dankbar für eine umfangreiche end eben persönliche Führung.
Das Gefühl hier, wo Albaniens Schicksal geschmiedet wurde, zu wandeln, zu speisen, den Nachthimmel, den Sonnenuntergang und ‑aufgang zu genießen ist unbeschreiblich. Einmal hier oben, begreift man auch warum die Festung, monatelangen Belagerungen scheinbar mühelos, standhielt. Der Blick ist unbeschreiblich. Wir versuchen es irgendwie auf Foto zu bannen. Beim Frühstück an einem einsamen Tisch, auf dem höchsten Hügel der Burg lassen wir unsere Drohne abheben und filmen — am besten sollte man selbst hier hoch kommen und genießen.
Wir verabschieden uns von den Emilianos und lenken unseren Suzuki zum Koman-See. Na das wird erst ein Abenteuer. Lest selbst.
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