Die Gegenstände auf den folgenden zwei Fotos heißen in Albanien beide: DER KORAN. Vielleicht ist das schon ein erster Hinweis darauf, dass in Albanien irgendetwas anders ist als in der GANZEN übrigen Welt. Die Mehrheit der Albaner sind Muslime … aaaaaber … auf die Auslegung der Ferse des Buches der Bücher kommt es an. Ein Versucht der Ergründung dieses Phänomens.
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Trotz der oft verlautbarten Bedenken, dass der islamische Fundamentalismus auch in Albanien und im Kosovo Fuß fassen könnte, scheint es hiefür keine Bestätigung zu geben. Im Kosovo und Westmazedonien, wo ein liberaler Islam wie in Bosnien durch einige fanatisierte orthodoxe Serben und Mazedonier angegriffen wird, scheint es höchst unwahrscheinlich, dass der Fundamentalismus sich festsetzen könnte. Der Kampf der Kosovo-Albaner um Freiheit und Unabhängigkeit ist und bleibt ein nationaler und politischer Kampf. Von albanischer Seite spielt die Religion darin keine Rolle.
In der albanischen Bevölkerung fehlt immer noch das Interesse an der Religion. Die Menschen sowohl in Albanien wie auch im Kosovo sind viel zu sehr mit der Bewältigung ihres täglichen Lebens beschäftigt – mit dem nackten Überleben, als dass sie Zeit hätten, über Grundfragen des Glaubens nachzudenken. Dennoch ist nicht zu leugnen, dass der Islam wesentlich dazu beigetragen hat, aus den Albanern das zu machen, was sie heute sind. Er ist ein wichtiger Bestandteil der Nationalkultur Albaniens. Dass es so ist, ist der sehr moderaten und gemäßigten Auslegung des Islams zu verdanken. Die Zauberformel heißt
Alevitentum
Ob das Alevitentum in seiner heutigen Form dem Islam zuzuordnen ist oder eine eigenständige Religion darstellt, ist in der Forschung und unter den Aleviten selbst umstritten. Ziel eines Aleviten ist die Erleuchtung / Vollkommenheit durch Werte wie Nächstenliebe, Bescheidenheit und Geduld. Humanismus und Universalismus prägen den alevitischen Glauben. Die Mehrheit der für Sunniten und Schiiten geltenden Verbote und Gebote aus dem Koran werden von Aleviten nicht befolgt. Die grundlegenden Unterschiede zwischen Aleviten und Sunniten sind seit der osmanischen Zeit der Grund für die Unterdrückung und Verfolgung der Aleviten.
Die zweite Zauberformel heißt …
Bektashi
Die religiöse Praxis der Bektaschi weicht von der islamischen Orthodoxie ab. Das Gebet ist nicht an bestimmte Tageszeiten gebunden, sondern konzentriert sich auf die Abendstunden, in denen die Arbeit ruht … und die Gläubigen sich mit Hingabe den Zeremonien des Cem widmen. In diesem Ritus werden die Gläubigen (Frauen UND Männer) durch Gesang, Musik und die Rezitation von Hymnen und Heldensagen, begleitet von Klängen einer Saz (einer Art Laute) in mystische Stimmung des ‚Eins-Seins‘ (El ele ve el hakka) versetzt.
Alle strecken dabei gemeinsam ihre Hände dem Schöpfer (Hak-Tanri-Allah) entgegen. Der Semah-Tanz ist der rituelle Tanz der Aleviten und Bektaschi, der innerhalb der Cem-Zeremonie stattfindet. Er ist Ausdruck der ewigen Wiederkehr aller Schöpfungen, denn im Semah-Tanz drehen sich Frauen und Männer (als Sinnbild der Gegensätze) im Kreis und bilden symbolisch den Umlauf der Planeten um die Sonne nach.
Ihr höchstes Fest begehen die Bektaschi alljährlich eine Woche lang am Berg Tomorr bei Berat in Südalbanien. Um die Lebenshaltung der Bektaschi zu beschreiben, wird gern folgende Anekdote erzählt: „Der Kalif besuchte das Oberhaupt des Bektaschi-Ordens. Als er die üppigen Weinberge um das Konvent des Ordens erblickte, fragte er: ‚Mein lieber Freund, was macht ihr denn mit den vielen Weintrauben?‘ ‚Ach‘, antwortet der Derwisch, ‚wir essen gerne süße, reife Trauben.‘ Der Kalif darauf: ‚Aber es ist doch unmöglich, so viele Weintrauben zu verspeisen.‘ Der Derwisch daraufhin: ‚Das ist kein Problem. Was wir nicht essen können, das pressen wir und lagern es in Holzfässern. Und was dann geschieht, ist allein Allahs Wille.‘“

Wie tief dieser Wille zum friedlichen Miteinander verwurzelt ist verdeutlichte uns der Imam der Xhamia Mbret (Königsmoschee in Berat). Fasziniert hörten wir seinen Erzählungen zu. Die Eulenkönigin war verwundert, dass sie ohne Kopftuch sein Gotteshaus betreten durfte und sogar in dem über 250 Jahre alten Koran blättern durfte. Als er uns später die Halveti-Tekke zeigt und erläutert, geht er eben darauf ein, dass in Albanien die Menschen, Familienmitglieder, Nachbarn verschiedener Religionen sich seit Jahrhunderten vertragen.
Zusammen ihre jeweiligen Feiertage feiern, sich gegenseitig respektieren und achten. Der Rabe übersetzt seinem Eulchen was er den englisch sprachigen Ausführungen des Imams entnimmt. An einer stelle “ergänzt” der Rabe die Übersetzung und erklärt, dass überall sonst — Suniten und Schiiten (beides Muslime) nicht miteinander auskommen, und schlägt dabei mit seiner rechten Faust in die linke Handfläche. Als der Imam das sieht (vielleicht verstand er auch etwas Deutsch) — wird seine Stimme fester und er betont sehr eindringlich
“HIER NICHT, hier in Albanien nicht. Wir verstehen uns untereinander, Es gibt keine Probleme.”
Wir sind geplättet und beeindruckt zugleich. Warum funktioniert es in einem Land und woanders nicht??? Wie viele Konflikte werden noch im Namen von Religionen geführt??? Wie viele Menschen werden noch sterben müssen im Namen Gottes, wie auch immer er heißen mag?
Einmal beim Thema Religion, hier noch ein Text von EDUARD Q. GASHI (vom 26. Dezember 2015) zum Thema
Albanische Weihnachten — Nata e Krishtit
Wenn in diesem Text von Albanien gesprochen wird ist immer der albanische Kulturraum gemeint. Dieser erstreckt sich über weite Teile Albaniens, des Kosovo, Ost- und Süd Montenegro, Süd-West Serbien, West-Mazedonien und sowie West-Griechenland.
Die christlichen Albaner gehören der orthodoxen und katholischen Konfession an. Daher gibt es innerhalb der christlichen Albaner Unterschiede in der Art und Weise wie man Weihnachten feiert. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wechselten die Orthodoxen in Albanien zum gregorianischen Kalender über und feiern Weihnachten nun im Dezember. Was man besonders erwähnen sollte ist, dass die religiösen Feste in Albanien gemeinsam gefeiert werden. Auch die religiösen Führer besuchen sich gegenseitig zu den großen Festen und beglückwünschen sich. So beglückwünscht die Islamische Vereinigung die christlichen Gläubigen zu deren Festen genauso wie die albanischen Bischöfe die muslimischen Gläubigen zu deren Festen.
Schießereien in Albanien
In einigen Regionen Albaniens war es Brauch, einen Widder zu schlachten und den Armen einen Teil des Fleisches als Almosen zu geben: Bei dem Stamm Kelmendi wurden zu dieser Jahreszeit Almosen auf die Gräber von verstorbenen Verwandten gelegt. Bei den Shala war es Sitte, Käse, Brot, Sahne und Joghurt auf die Gräber zu legen und eine Kerze auf das Kreuz zu stellen. Die Lebensmittel wurden anschließend an die Armen verschenkt. In Boga behielten die Schafhirten am Heiligen Abend den ganzen Tag lang einen Stein im Mund, den sie erst vor dem Abendmahl ausspuckten. Die ganze Nacht wurde gewacht, damit die am Heiligen Abend angezündete Kerze nicht erlosch. Um Mitternacht läuteten die Kirchglocken und man besuchte die heilige Messe. Im Anschluss an die heilige Messe fand eine mitternächtliche Schießerei statt. Heute wird mit einem Feuerwerk diese Tradition weiter aufrecht erhalten. Das Schießen galt für die Albaner immer als ein Zeichen der Freude und Feier. Bis heute wird bei Hochzeiten gern ein Feuerwerk veranstaltet.
In der Region um Mirdita wurde am Heiligen Abend schon bei Sonnenuntergang geschossen. Wenn der Abt der Mirditen am Weihnachtstag nach der Messe die niederknienden Gläubigen, mit den Reliquien des heiligen Alexander, segnete — antworteten sie, ohne aufzustehen, mit Schüssen.
Um eine gute Obsternte im Sommer zu sichern, berührte man zu Weihnachten mit einem Beil das Stroh, das sich unter dem Küchentisch befand. Der Besitzer von Obstbäumen sagte dabei “Binde oder ich zerhacke euch!” Dann ging er mit dem Stroh nach draußen und band es um die Obstbäume, um sicher zu sein, dass im Sommer das Obst nicht vorzeitig vom Baum fallen würde. Diese Sitte wird noch in vielen albanischen Dörfern Westmazedoniens aufrechterhalten, wo Weihnachten unter der slawischen Bezeichnung Bozhiq genannt wird. In Nordalbanien und im Kosova wurde Stroh zu Weihnachten auf die Felder gestreut, um eine gute Ernte zu sichern.
Weihnachtsklotz
Der Weihnachtsklotz (albanisch BUMM) ist in vielen christlichen Ländern der Erde bekannt. Am Heiligen Abend, geht ein Familienangehöriger, in den Hof, ruft den Namen des Hausherren und verkündet “Heute kommt der Weihnachtsklotz. Er kommt mit Brot, er kommt mit Käse, er kommt mit Butter und er kommt mit allem Guten!” Hierauf antwortet der Hausherr “Sei willkommen!”
Der Familienangehörige kommt nun wieder herein und bringt auf seinem Rücken einen großen Holzklotz hinein, der von allen gegrüßt wird. Er wird “edler Weihnachtsklotz” genannt und mit Würde behandelt, als ob es sich um einen werten Gast handelt.
Aus Gastfreundschaft, und im übertragenen Sinne als Opfergabe, stellt man einen guten Teil der Speisen und Getränke auf dem Weihnachtsklotz. Dann wird der Klotz angezündet und muss die ganze Nacht über brennen. Die vom Klotz übrig gebliebene Asche wird danach auf die Felder bzw. unter die Obstbäume gestreut, um für das kommende Jahr eine gute Ernte zu sichern. In Nordalbanien bemühten sich die Priester früher diesen Brauch zu unterbinden, angeblich wegen des großen Verlusts an Lebensmitteln.
Im Kosovo ist es brauch auf dem Klotz auch ein Kreuz zu malen oder zu ritzen. Auch wurden Äste zu einem Kreuz geformt und im Hof standen Kinder die dann mit dem Weihnachtsklotz ins Haus gingen. Es wurde oft gerufen “Der Weihnachtsklotz kommt mit Gesundheit, Wohlstand, Reichtum und Fortschritt” Der Brauch des Weihnachtsklotzes wurde nicht nur von Katholiken, sondern auch von Moslems eingehalten und lässt auf ein vorchristliches Fest schließen, das mit der Wintersonnenwende in Verbindung steht. Aber es zeigt auch, dass die albanischen Muslime sich ihrer christlichen Wurzeln bewusst sind, so feiern sie auch den heiligen Georg (Shen Gjergji) und andere Feste deren Ursprung im Christentum liegen.
In einigen Gegenden Albaniens wurde der Weihnachtsklotz am Heiiligen Abend angezündet und ausgelöscht, am Sylvesterabend wieder angezündetund wieder ausgelöscht und schließlich am Dreikönigstag, den 6. Januar, zum dritten und letzten Mal angezündet. Im Tal der Reka e Eperme (Mazedonien) wird der Brauch des Weihnachtsklotzes, dort BENIK genannt, nur am Dreikönigstag eingehalten. Vor Sonnenuntergang gehen die Männer der orthodoxen Familien in den Wald, um eine Buche zu fällen. Dabei werden Wettbewerbe veranstaltet, um auszumachen, wer mit dem Baumstamm als erster nach Hause kommt. Die Stämme werden zunächst in die Innenhöfe gebracht und gegen die Hausmauer gelehnt. Wenn man am Abend den Klotz ins Haus bringt, muss man dafür Sorge tragen, dass das gefällte Ende des Baums auf die letzten Sonnenstrahlen gerichtet wird. Erst nach Sonnenuntergang wird der Klotz angezündet.
Speisen am Heiligen Abend
Der heilige Abend heißt auf albanisch “Nata e Krishtit” (Die Nacht des Christus). Unter den Katholiken im Kosovo war es brauch an diesem Tag als Zeichen der Vorbereitung auf Weihnachten zu Fasten. So kommt an diesem Abend kein Fleisch auf den Tisch. Traditionelle Speisen sind Bohnensuppe, Fisch und Blätterteig gefüllt mit Walnüssen und Kürbis. Am Heiligen Abend wird der Tisch nicht abgedeckt. Er muss als Zeichen für die Dankbarkeit für den Wohlstand und als bitte für Wohlstand im kommenden Jahr voll mit Lebensmitteln bleiben. Auch wird über Nacht das Licht an dem reich gedeckte Tisch nicht ausgemacht.
In den folgenden Weihnachtstagen besucht man seine Verwandten, Bekannten und Freunde und man erhält viel Besuch. Charakteristisch für den Kosovo sind die üblichen und teilweise lang ausfallenden Grußworte des Hausherren und der Gäste.
— Der Hausherr begrüßt seine katholischen Gäste “Gelobt sei Jesus Christus”
- die Gäste antworten “in Ewigkeit und während des ganzen Lebens”.
- Der Hausherr “wir danken Gott, dass er euch zu uns geführt hat. Willkommen Frohe Weihachten. Mögen diese Weihnachten euch alle behüten und euch alles gute bringen. Möget ihr jedes Jahr aufs neue immer bessere Weihnachten feiern und so wie es euer Herz wünscht!”
— die Gäste antworten der Reihe nach “Gelobt sei Jesus Christus”
— der Hausherr “In Ewigkeit und während des ganzen Lebens”
— der Gast “Gott schenke euch Wohlstand. Es freut uns, dass ihr dieses Fest gut behütet und Gesund feiert. Möget ihr viele weitere Weihnachten feiern. Mögen diese Weihnachten euch Glück, Gesundheit und Wohlstand schenken” Diesen Gruß spricht man aus mit einem Gläschen Raki oder Rotwein in der Hand.
Geschenke spielen zu Weihnachten keine große Rolle wie in Deutschland. Die Kinder bekommen paar Kleinigkeiten. Weihnachten ist mehr ein religiöses Familienfest, wo der Kommerz und Konsum nur drittrangig ist.
Obwohl die albanischen Gebiete muslimisch geprägt sind, werden die Städte und Plätze in der Adventszeit weihnachtlich dekoriert und es gibt auch Weihnachtsmärkte in den größeren Städten. Das zeigt, dass die Albaner eine gesunde Einstellung zur Religion haben. Sie praktizieren ihre eigene Religion und doch respektieren sie die Religion des anderen. Dies ist besonders gut sichtbar da, wo Familien stark vermischt sind. Wo es innerhalb einer Großfamilie, Muslime und Christen gibt. Denn als letztendlich einend, wird die Sprache, das Land und die Nation angesehen. Es ist nicht unüblich in Kirchen und Moscheen die albanische Nationalflagge vorzufinden, denn wer seine Nation nicht liebt, kann auch Gott nicht lieben, so die verbreitete Meinung.