Pfingsten (gr. πεντηκοστὴ ἡμέρα pentēkostē hēméra ‚der fünfzigster Tag‘) ist ein christliches Fest. Am 50. Tag der Osterzeit, also 49 Tage nach dem Ostersonntag, wird von den Gläubigen die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert – als Mysterium oder ikonografisch Aussendung des heiligen Geistes oder auch Ausgießung des heiligen Geistes genannt.
Die Superlative gehen uns langsam aus, wenn es darum geht unser östliches Nachbarland zu beschreiben. Dass wir Fans sind weiß jeder, der in unsere Reise-Rubrik rein geschnuppert hat. Dass wir jede freie Minute nutzen um wieder hin zu kommen, ebenfalls. Der jetzige Aufenthalt soll ausnahmsweise “nur” der Erholung dienen. Wer uns kennt dem ist bereits an dieser Stelle klar, dass wir damit nicht “extrem Pool-Liegen Missbrauching” und “Heavy Hotel all-inclusive Fressing” meinen. Aber der Reihe nach.
Der Anfahrtstag, ein Donnerstag mitten in Eulchen’s eh stressiger Spätdienstwoche und mitten in einer hektischen Phase in Raben’s Firma, wird zu einer Prüfung unserer Robustheit deklariert. Mit ein wenig Glück und dem wohlwollendem Nicken des Überstunden-Gottes, können wir pünktlich um 12:00 Uhr starten. Beide etwas hibbelig, wie im Vollgalopp aus einem Rennen genommen, sinken wir in den superbequemen Ledersesseln unseres neuen Tufftuffs (verdammt, es/er hat immer noch keinen Namen).
Jetzt werden, zum ersten Mal, die fünf Jahre Unterschied zwischen unserem alten und dem neuen Sportage spürbar. Sitzposition, Sitzbelüftung, Raumklima, Federung, Fahrgeräusche, Straßenlage und alle Assistenzsysteme gestallten bereits die Fahrt zur Erholung. Ausgeruht erreichen wir unser straff gestecktes Ziel — 16:00 Uhr beim Frisör Carlo Biani in Jelenia Gora zu sein. Marta freut sich schon. In den folgenden zwei Stunden entsteht zum wiederholten Male, bei persönlichen Gesprächen, Kaffee und viel Spaß, ein Kunstwerk des Frisörhandwerks. Diesmal landet Eulchen’s neue Hair-Creation sogar auf die FB-Seite des Salons. Wieder einmal: Eule glücklich, Rabe glücklich — schööööööön.

Endlich, ausgehungert im Bialy Jar gelandet — speisen wir nach der obligatorischen Knuddelorgie, zwei bereits vor Stunden telefonisch bestellte, Küchen-Piotr-Superschnitzel .…. diesmal mit Kartoffelspalten, Surowka (Rohkost) und selbstgemachten Tzaziki .…. “niebo w gebie” zu deutsch: Himmel im Gaumen. So gestärkt, ausgeruht und verschönert verbringen wir den Rest des Abends im Kaminzimmer mit Panoramaausblick auf die Berge und spinnen mit unserem Freund Gedanken zu unserem Projekt.

FREITAG
Wie es sich für ein Erholungs-WE gehört wollen wir heute eigentlich “nur” etwas shoppen — sonst alle Vier gerade sein lassen. Am Tagesende werden daraus 18 000 Schritte — rund 12 Km;)) Wir beginnen in Karpacz. Die Eule braucht für die einzige, geplante “Anstrengung” des Wochenendes noch ein leichtes, weiches, vor Wind und Regen schützendes, atmungsaktives und hautverträgliches, nach Möglichkeit nichts kostendes Wander-Outdoor-Jäckchen.
Hat man noch vor drei Jahren das Penser Joch mit Strandkleidchen und Flipflops besucht (zwar im Juni aber es lag Schnee) so hat eine professionelle Wandereule heut zu Tage: Wanderschuhe, Rucksack und eine Himalaya-Expedition-Survivle-Reinholde-Messner Jacke. Für die, für den Samstag geplanten Wanderung, suchen wir also solch eine — und werden als bald sogar fündig. Der Mann von Evelyn, unserer befreundeten Boutique-Besitzerin, verkauft mitten im Ort Jacken aller Art. Er erkennt uns sofort und freut sich riesig, dabei hat er uns lediglich drei Mal vorher gesehen und das letzte Mal ist bestimmt ein halbes Jahr her. Genau solche Kleinigkeiten, von denen Tausende den typischen Polen vom typischen Deutschen unterscheiden, machen Land und Menschen liebenswert. Die Traumjacke ist schnell gefunden. Die Entscheidung welche Farbe es werden wird garantiert uns genug Zeit für ein ausgedehntes Gespräch;)) Pink siegt — Eule glücklich.

Wir beamen nach Jelenia Gora. Wir haben den ganzen Tag Zeit und nichts weiter vor also kontrollieren wir fast jeden Laden auf versteckte Schätze. Als Ergebnis dieser Routineuntersuchung werden am Tagesende drei Hemden, ein kurzes Höschen, ein Paar Schuhe und ein kleiner Rucksack stehen. Ganz passabel für 2–3 Stunden Shopping.
Zwischendurch besuchen wir Magdalenka, unsere polnische Kaffeetante, Eisfee und Kuchenmagierin. Die Freude in ihrem Gesicht ist unbeschreiblich. Wir waren so viele Wochen nicht da, dass sie schon Sehnsucht hatte, sagt sie uns. Sie bedankt sich als erstes für den netten FB-Eintrag. Nach sechs Wochen!!! Der Rabe wusste nicht mal mehr, dass er seinerzeit was hingekritzelt hat. Wieder werden wir von polnischer Mentalität umgarnt — es bereitet uns größte Wonnen. Aber wir sind genau so. Ob der Familienwurzeln, der Gene oder weil wir beide eine deutsche Genmutation sind???? Egal, wir passen hierher als wären wir DAS fehlendes Teil eines Puzzels.
Schon lange wollten wir die Czekoladziarnia, die Schokolaterie, in Jelenia Gora besuchen. In diesem Kunst- und Kulturkleinod an der ul. Sobieska 2 werden nicht nur Gemälde unbekannter Maler ausgestellt und Gedichte gelesen sondern vor allem eine seltene Köstlichkeit angeboten. In großen Glasgefässen brodelt flüssige Schokolade die in verschiedensten Variationen bestellt werden kann. Wir ordern diesen Gaumenschmaus mit Kokos (Klecks Sirup und frische Kokosraspeln) und Himbeere (mit frischen Beerchen drin). Leeeeeeeeeecker hmmmmmmmmmmm;))))
Von weitem ist in Hirschberg, etwas Abseits am Waldrand, ein Aussichtsturm auf einer Erhöhung zu sehen — auch da wollten wir schon immer hin. Die Zeit war heute reif. Von der Schokolaterie bis dahin ist es etwas mehr als ein Kilometer leicht bergauf. Über Wzgorze Krzywoustego (den Schiefmundhügel) wird seit Jahrhunderten eine Legende erzählt. Boleslaw der III. Krzywousty (Schiefmund), ab 1107 der Alleinherrscher über das Königreich Polen, soll bei einem Jagdausflug auf diesem Berg einen wunderschönen Hirsch erblickt haben. Das kapitale Tier muss so schön gewesen sein, dass der König hier eine, hier gibt es verschiedene Versionen, Wehranlage, Burg, Siedlung, erbauen ließ und sie Jelenia Gora — eben HIRSCHberg nannte.

Eine Burg, bzw. ihre Reste gab es bis ins 18. Jahrhundert tatsächlich hier. 1911 wurde aber an diesem beliebten Ausflugsziel der Stadtbewohner und Touristen ein massiver Aussichtsturm errichtet. Nach einer halben Stunde entlang malerischer Gässchen und Waldpfade erreichen und besteigen wir den Turm. Ein atemberaubendes Panorama des Riesengebirges und der Stadt selbst eröffnet sich vor uns. Blauer Himmel, nichts störte die Sicht und unseren Genuss. Einfach traumhaft, sehr nah des Stadtzentrums und ein Must have für jeden interessierten Hirschbergbesucher.
Nach derart sportlichen Erfolgen, unser Schrittzähler zeigt stolz die Zahl 16000, meldete sich langsam aber begierig der kleine Hunger. Eigentlich haben wir unseren Trog für heute bereits am Vormittag, beim Jackenkauf, ausgesucht .….. aaaaber, es sollte wieder einmal anders kommen.
Zurück in Karpacz angekommen, parkten wir unser Tüfftüff auf unserem Stammparkplatz und liefen zur Fuß durchs Städtele, als dem Raben ein neues Restaurant-Schild, in einer Seitenstraße auffiel. “Niebo w gebie” — der Innbegriff des Leckersten vom Leckersten in polnischer Sprache. Der Blick auf die Karte des ursprünglich erwählten Restaurant ließ uns an unserer Wahl zweifeln und so fanden wir uns wenige Minuten später auf der von Sonnenschirmen geschützten Terasse des Niebo w gebie. Eine Mischung aus Rustikal und gediegen, in perfekter Form umgesetzt. Ein russischer Oberkellner der polnisch mit einem süßen Akzent sprach (es klang etwa als würde ein Holländer deutsch sprechen;)) bediente uns mit einem verschmitzten Lächeln und war dabei unübertroffen zuvorkommend und immer mit einem passenden Schnerzchen auf der Lippe.
Alle Weine, Schoppen wie Flasche, kosteten das selbe — wie praktisch. Wir entschieden uns, nach einer Verkostung (völlig selbstverständlich) für einen trockenen Rosé. Dazu Rippchen mit Rohkost und Gulasch mit Saure-Gurken-Salat. Erst beim lesen des Hausflyers entdeckten wir den Satz “hier kommt niemand hungrig raus”. Die Portionen waren entsprechend groß, auch die Salate. Vor dem Essen legten wir, zur grad laufenden Shakin Stevens The best off Platte, eine heiße Sohle auf die Terassenbretter. Die Kellner waren begeistert;)) Alles schmeckte köstlich. Ein perfekter Tagesabschluss. Der Rabe beglückwünschte die Chefin, eine distinguierte, damenhafte Erscheinung, übrigens Eulchens Kragenweite, die sich nicht zu schade war selbst zu bedienen, persönlich zum wunderschönen Restaurant. Sie freute sich riesig und lud uns zum erneuten Besuch ein. Das werden wir bestimmt tun.

Auf dem Rückweg zu unserem Tüfftüff weckte die offene Tür einer Kirche unsere Neugier. Am vergangenen Wochenende war Kommunion im ganzen Land. Die Woche nach der Kommunion ist im der katholischen Tradition (in Polen) die “Weise Woche” genannt. Sie soll die Reinheit des Geistes symbolisieren und auf den Empfang des Sakraments der Eucharistie vorbereiten. Jeden Abend gehen die Kommunions-Kinder in ihren schicken, weisen Kleidern und Anzügen zur Messe, nehmen an ihr teil und zelebrieren wiederholt den Gang zum Altar um die Hostie zu bekommen. Das Eulchen aus Neugier und weil man sich dem Geiste dieser Zeremonie und dem Weihrauch kaum entziehen konnte, der Rabe aus Tradition (früher selbst ein Kommunionskind gewesen) blieben wir bei dieser erhebenden Messe und dachten an unsere Liebsten und an die Schönheit des Lebens.
Zu Hause (im Bialy Jar;)) wartete schon Piotr mit Malinowka, einer Kanne Zitronen-Minze-Wasser und schönen, tiefsinnigen Gesprächen. Haben wir danach tief und schön geschlafen.
SAMSTAG
Persönlich bevorzugen wir das Wort — Sonnabend. Sonne gab es tatsächlich bis abends und diese haben wir bereits Tage vorher verplant. Heute erstürmen wir die Berge … so zunächst der Plan. Zum ersten Mal voll ausgerüstet (Schuhwerk, Jacke und Rucksack) und zum ersten Mal ohne das Auto zu bewegen, bewegen wir uns auf den Kam des Riesengebirges. Zunächst royal, mit einem Couchlift (echtes Leder, breit für sechs Personen) für uns allein, dann in 20 minütiger Fahrt mit dem Sessellift (mehr eine Holzpritsche) bei traumhaften Ausblick über das Gebirge und hinter uns über Karpacz.





An der Talstation des Sessellifts lernen wir ein Görlitzer Pärchen kennen, das regelmäßig Ihrer Wanderlust im Riesengebirge nachgeht. Sie 84 (seit 20 Jahren mit einem künstlichen Kniegelenk) er noch älter. Beide voll fit — physisch wie geistig (schon das Auf- und erst recht das Absteigen vom Liftstuhl verlangt gewisse Gelenkigkeit). Wir sind begeistert — so wollen wir mit Mitte 80 auch drauf sein. Die Aussichten stehen gut — wir tun alles erdenkliche um es zu schaffen.
Oben, auf der Koppe (ca. 1400m) angekommen, wählen wir eine neue Strecke zur Hampelsbaude — Strzecha akademicka. Ihr merkt schon, heute sind wir faul, wollen lediglich absteigen. Unterwegs kommen uns hunderte Wanderer entgegen. Die meisten jung, zwischen 15 und 30. Aber auch ganz alte, weit über 70, 80 sind dabei — ein Bild für die Götter und fürs Herz. Im Verlauf des Tages treffen wir mind. sechs Schulklassen, die begeistert, ohne Maulen vor ihren Lehrern die Gipfel erklimmen. Unsere Schulklassen wollen ihre Klassenfahrten lieber in England oder Italien verbringen. Hab noch nicht gehört, dass eine Klasse Bergwanderungen gemacht hätte. Da wir in Partnerlook unterwegs sind, rote Polska-Shirts mit weisem Adler, werden wir oft angesprochen und paar Spässchen werden ausgetauscht. Deutliches Grüßen gehört hier sowieso zur Kultur — das tun fast alle.

Die Strzecha erreichen wir nach etwa 30 min. Erstes Blondes, natürlich kühl, und eine Polnische Bratwurst sind Pflicht. Vorm Abstieg zur Samotnia, der nächsten Baude, ruhen wir noch etwas auf der Terasse. Die beiden Bauden liegen keine 700m voneinander entfernt — es trennen sie aber rund 200 Höhenmeter. Der Abstieg ist also entsprechend steil und führt fast ausschließlich über Steine und Felsen.

Unten (auf 1200m) angekommen suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und genießen Bigos und Bohnen auf Bretonische Art, eine … jaaa, polnische Spezialität. Ok ein Bierchen gönnen wir uns auch;)))

Ab jetzt wird es keine Einkehr mehr geben aber so gestärkt schaffen wir die fünf Kilometer zum Bisly Jar problemlos. Wären da nicht die Felsen. Seit jeher bewundern wir eine von nahezu überall sichtbare Felsformation. Groß, gewaltig, thronen sie über der Silhouette des Bergmassivs. Pielgrzymy, die Pilger oder zu deutsch: Die Dreisteine.
Auf dem halben Wege nach unten erspäht die Eule Felsen, nicht weit, wenige hundert Meter entfernt. Rabens Einwände, dass es sich nicht um die Dreisteine handelt, weil sie in 1,2 Kilometer steilen Aufstiegs in völlig entgegen gesetzter Richtung ausgeschildert sind werden undemokratisch ignoriert. Erst als wir in gebührender Entfernung an gesichteten, kleinen Felsen, in Richtung der richtigen Pilger abbiegen, die Sonne unerträglich wird und der Anstieg immer steiler, kommen der Gefiederten Raben-Geliebten erste Bedenken. Der Rabe mault da bereits leise vor sich hin. Nun ziehen wir es durch. Nach 45 min. beschwerlichen Bergaufstiegs erreichen wir die gewaltigen, wie von Zauberhand aufgehäuften Felsen. Ein Naturwunder — wunderschön und majestätisch. Es hat sich gelohnt, wenn auch unsere Konstitution arg gelitten hat. Wir müssen uns erholen — leeren unsere Flasche Wasser in Sekunden und genießen dabei die Nähe und Gewalt der Steine.


Gegen 14:40 Uhr beginnen wir nun den Rückmarsch. Die mit Steinen ausgelegten Wanderwege bis hin ins Bialy Jar strapazieren unsere Fußballen und Waden. Spüren tun wir es erst etwas später. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir in, für uns erstaunlich unverbrauchten Zustand unser Hotel. Noch vor einem Jahr waren wir nach solch einer Strapaze dem Tode nah und am Folgetag nicht zu gebrauchen. Heute sind wir top drauf und könnten, vielleicht keine Bäume mehr aber definitiv noch mannsgroße Sträucher, ausreißen. Erstaunlich was unsere gesunde Lebensweise mit unseren Körpern bisher schon angestellt hat. Freufreu!!!
Mit einem Kaffee und einem Weinchen belohnen wir unsere 20000 Schritte.
Ein Höhepunkt steht ja noch aus. Wir wollen noch ein königliches Abendmahl genießen und zwar im “U ducha gor” — der Präsidentenkneipe. Umziehen, nochmal 600m bergauf, die Straße hinter unserem Hotel entlang und wir sind da.
Das Wetter ist nach wie vor traumhaft, wir platzen im Halbschatten und ordern Speisen und Getränke. Heute probiert der Rabe Golonka — eigentlich Eisbein aber in Polen IMMER um Lichtjahre leckerer. Es kommt senkrecht aufgestellt, mit Rettich-Raspeln bestreut, in einem Meer von Rucola, Feldsalat, Petersilie und mit einem Hornfeilchen geschmückt. Unnötig zu betonen, dass es ein Mund- und Gaumenorgasmus war.
Eulchen wählt zielsicher den Rinderbraten und ordert dazu (in Polen werden Beilagen meistens getrennt bestellt) junge Bohnen mit Butter. Butterzart waren nicht nur die Bohnen sondern auch zum wiederholten Male das Fleisch. Diese Küche ist des Gaumens des polnischen Präsidenten definitiv würdig .… und somit auch unseres.
Auf einen kleinen, spaßigen Wink des Raben zum Kellner, dass seine Eule ein Soßenkasper ist — bringt dieser kurz drauf eine Sauciere voll Soße mit Gemüse und einen Löffel dazu — ich frage nur: wo in Deutschland würde euch das passieren??? Diese Sauciere stand übrigens nicht auf der Rechnung;)