18. März 2013 18:00 Uhr in Erfurt war es um uns geschehen. Magisches ereignete sich an diesem Abend und passiert immer noch. Zwei Leben(släufe) stießen aufeinander, eine lavaheiße Welle der Sympathie flutete binnen Sekunden die Umgebung, ein gigantischer Liebesfelsen entstand nach dem Erstarren der Ergüsse und wächst seitdem von Jahr zu Jahr. Zufall? Schicksal? Nicht gesucht und doch gefunden … es ist als hätte man in 10.000m einen Golfball aus dem Flugzeug geworfen und dieser trifft auf dem 18. Grün — genau das Loch.
Der vierte Jahrestag dieser gewaltigen Beziehungsrevolution hat nun am Morgen begonnen und sollte gebührend gefeiert werde. Das ZKdVP (Zentralkomitee der Vogelpartei;)) hat kurz davor mehrere Tagungen abgehalten und in einem 5‑Punkte Plan den Ablauf der Feierlichkeiten einstimmig beschlossen. Die Beziehungsrevolution erreichte ihren Höhepunkt am 18. März 2013 zwar erst in den Abendstunden, aber so lange wollten wir nicht warten. Den “feierlichen” Akt 😍 zelebrierten wir, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, bereits in den Morgenstunden. Es wurde ein wilder und glückseliger Auftakt zu den dann folgenden offiziellen, Programmpunkten.
In einem Hotel kulminierte seinerzeit die offensichtliche und unübersehbare Sympathie zweier humorvoller, unverstandener, einsamer Seelen — in einem Hotel sollten auch die weiteren Feierlichkeiten des Jubiläums stattfinden. Das ZKdVP hat, mit Hinblick auf die Kräfte raubenden Anstrengungen des ersten ^Programmpunktes, wohlweislich ein Wellness Hotel gewählt und Wert auf Erholung gelegt. Raben’s Anruf bei den Genossen vor Ort stellte dort entsprechende, vorbereitende Maßnahmen sicher. So war Schampus auf der vorzeitig bereitgestellten “Bude” bereits im Kühler, zwei Schaumweinausschankgefässe vorhanden und die Spätabreise (neumodisch: Late check out) in der Karteikarte vermerkt.
Vor der Abreise besuchten wir noch die Genossen Breitbarts um leckeren Costa-ricanischen Kaffee zu verkosten. Diesen, zweiten Planpunkt verbanden wir mit dem Verzehr einer köstlicher Zitronencremetorte. Die Nahrungsgrundlage sollte den Ablauf der Festlichkeiten bis in den Abend sichern — was sie auch tat.
Während der Anfahrt zur Feier-Location schlug das Wetter um und so landeten wir in Schnett (übrigens PLZ 98 666:)), im Werrapark Resort, begleitet von Regen und umhüllt von Nebel.

Auch der Nebel konnte den FDGB-Ferienhaus-Charm des Objekts nicht wegzaubern — was aber von außen DDR nostalgisch anmutete, sollte drin alles andere als veraltet sein. Ein einladendes Ambiente, moderne Einrichtung und liebevoller Service bildeten ein rund herum stimmiges Angebot, der Klassifizierung mehr als entsprechend und zu einem unschlagbaren Preis. Die Genossen des Hauses haben ganze Arbeit geleistet. Unser Zimmer war 13:30 Uhr bezugsfertig, der Sekt gekühlt auf dem Tisch und dazu ein liebevoller, persönlicher Gruß zum Hochzeitstag (kleine telefonische Rabenschwindelei …. Hochzeitstag, Jahrestag wo ist da der Unterschied;))).

Nach einem kleinen Begrüssungsstösschen haben wir uns mit Restsekt und Bademänteln in den Wellnessteil der Anlage begeben. Während der folgenden drei Stunden haben wir hier ausgiebig den dritten Planpunkt der Feierlichkeiten Genossen … äh — genossen;))) Der Pool zwar wirklich nicht zu groß dafür aber wohltemperiert, die Dampfsauna (auch andere waren vorhanden, aber die mögen wir nicht so) und die bequemen Liegen sorgten für wohltuende Entspannung vor dem Höhepunkt der Feierlichkeiten.

Dieser begann kurz nach 18:00 Uhr im Restaurant Frankenblick des Hotels. Ein kuschliger Zweiertisch, reserviert für die Familie R. mit stilvollen Kerzenständern geschmückt, unterschied uns vom Restpublikum. Unsere Kleidung tat das ebenfalls und sorgte für reges Getuschel und neugierige Blicke der anderen Gäste. Hier reichte die Palette von elegant bis Proletarier. Es sollte uns nicht stören. Die Bedienung war Spitzenklasse. Schnell, zuvorkommend, freundlich und parierte niveauvoll unseren Humor. Die Gerichte allesamt superbe. Das Haus engagiert sich zusammen mit dem UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald in einer Initiative, die bevorzugt frische, saisonale Lebensmittel aus der Region verarbeitet. In diesem Fall Fleisch, Wild, Gemüse und Milchprodukte. Eulchen’s Rabenliebe ging seit jeher mit ihrer Kloßliebe überein und gipfelte gestern in drei Klößen samt einer Schüssel Soße. Das zarteste Rindfleisch aller Zeiten rundete den Gaumenorgasmus ab. Der Rabe vertilgte währenddessen Maispoularde, die zarteste Geflügelleber aller Zeiten sowie Böhnchen und Rohkost. Schon die Rinderbrühe vorab verdiente ein Achtungszeichen und kündigte einen Spitzenkoch an den Töpfen an — alle (wörtlich ALLE) Gänge des Abends waren in Perfektion zubereitet und gewürzt.

Unsere Gespräche innig, intim und tiefsinnig wie immer, widerspiegelten die Phasen unserer gemeinsamen Liebe, ihre Höhen und (ja es gab sie auch) Tiefen, unseren Mut das Abenteuer anzutreten und die harte Arbeit an unseren Persönlichkeiten um den Grad des Glücks und die Stufe der Liebesleiter zu erklimm auf der wir seit langer Zeit stehen. Unter anderem solche wundervollen Gespräche, über mittlerweile alle Themen, haben uns so zusammengeschweißt wie es heute unübersehbar für die Welt ist. Viele weitere Gemeinsamkeiten bilden dafür eine feste Grundlage. Dazu zählen: Temperament, Humorverständnis, Mentalität, Spontanität, Verrücktheit und vielleicht sogar unsere schlesischen Wurzeln. Auch unsere Unterschiede, wie z.B. der Sinn für Romantik, haben nach dem Motto: Gegensätze ziehen sich an — dazu beigetragen.
Unsere Vorliebe für köstliches Essen übrigens auch;)))) und das war einer der Gründe das Jubiläum hier zu begehen. Unsere Gaumen haben in diesem Haus, trotz Lobhudeleien über die Küche im TripAdvisor, solche Freuden nicht erwartet. Es war ein perfektes Dinner;)) und ein perfekter, vierter Planpunkt …. und ein HOCH auf die Liebe.
In der Hotelbar haben wir anschließend den fünften und letzten Tagesordnungspunkt der Feierlichkeiten begangen. Auch hier Perfektion bis ins i‑Tüpfelchen. Longdrinks und Shorts treffsicher inszeniert und von der
FDGB-Fassade auch hier nichts sichtbar. Glücklich, erfüllt und zufrieden sanken wir anschließend ins Bett und ließen unseren herrlichen Jubiläumstag Revue passieren. Traumhaft war unsere einhellige Meinung.
Der Sonntag weckte uns mit einem noch mieserem Wetter als der Tag zuvor. Das Hotelfrühstück, solide und frisch, überzeugte wie alles andere im Haus. Danach nutzten wir das Privileg der Spätabreise um uns nochmal in unser Bettchen zu verkrümeln:) Ensprechend des Beschlusses des ZKdVP, nahmen wir im Anschluss an das Check Out, Teil an der Besichtigung der Ausweichführungsstelle und Befehlsbunkeranlage der Bezirkseinsatzleitung des Bezirks Suhl — durch das MfS verwaltet und betrieben …… damals natürlich. Im Kriegs- und Ernstfall hätte die Bezirkseinsatzleitung den Bunker genutzt, um die Befehls- und Kommandostrukturen im Bezirk Suhl aufrechtzuerhalten. In der Zeit des kalten Krieges erbaut, verfügte der Bunker über modernste Nachrichtentechnik, eigene Stromversorgung, Fernschreiber, mobile Funktechnik und diverse Abhöreinrichtungen. Ein imposantes Objekt — und uns beschlich unweigerlich der Gedanke, dass der Bunker zugleich ein Mahnmal für die heutige Zeit ist — in der die Oberen sich, wie damals, immer weiter vom Volk entfernen und Interessen der Industrie und des Kapitals mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, verfolgen. Dieser marionettenhafte Gehorsam, damals gegenüber dem großen, roten Bruder, heute eben gegenüber der Lobbys wird durch die Abschottung der Führung von der Realität besonders augenscheinlich.
In Augenschein konnten wir fast alle Räume der raffiniert angelegten aber mit sozialistischer Notsparsamkeit errichteten Zweibunker-Konstruktion besichtigen. Die 2m Betondecke und das “schwimmende” Fundament hätten zwar die Erschütterung der Explosion einer Hiroshima-Bombe mit Epizentrum in 2km Umkreis standgehalten aber der anschließenden Strahlung wohl kaum mehr. Überhaupt waren die Vorräte der 120 Mann Unterkunft nur für 21 Tage ausgelegt — sowohl Treibstoff für die Stromaggregate als auch Lebensmittel wären dann aufgebraucht. Es hieß — durchhalten bis die “richtige” Armee da ist — und die hätte keine 21 Tage gebraucht.

Drucktüren und Dekontarminations-Kammern, Chemieduschen und Unterdruckschleusen mussten passiert werden bevor man ins Innere gelangte. Für uns ein Durchmarsch von 10 min. mit sechsminütiger Einleitung unseres Führers samt Abstempeln der Besuchsgenehmigungen. Im Ernstfall war eine halbe Stunde vergangen bis man die knapp 20m passiert hat. Sehr spartanisch das Interieur;))) Für Luxuskonsumgüter war hier kein Platz. Primitivste VEB Möbel, Regale, Tische, Stühle, Betten, Alubesteck, Plastegeschirr muten, aus heutiger Sicht,mehr als Gefängniss denn als Kommandozentrale eines überlegenen Systems an.
Alles Lebensnotwendige war eingeplant worden, sogar ein Arzt sollte im Notfall hier einziehen und in einem der 30 Betten, im 4‑Schicht-System, abwechselnd 6 Stunden am Tag schlafen. (Grauenhafte Vorstellung, im Schweiß und Gestank der Vor-Nutzer einzuschlafen. Als wäre der Höllen-Lärm der Generatoren und Lüftungstechnik nicht Strafe genug. Einen Vorteil besaß dieses System allerdings — die Betten wurden nie kalt;))

Nach etwa einer Stunde verlassen wir, etwas verkühlt, die Betongruft mit dem sicheren Wissen im Falle eines Nuklearschlags weder vor der Druckwelle noch vor der Strahlung geschützt zu werden. Diese “beruhigende” Erkenntnis wollen wir bei der Henkersmahzeit des Wochenendes, natürlich ohne Stillbruch, in einem marxistisch-leninistischem Arbeiter und Bauern Versorgungsobjekt sacken lassen. Der etwas dekadente Objektnamen WaldSCHLÖSSCHEN konnte den barackenhaften Stammbaum der “Prachtimmobilie” auch nicht kaschieren aber wir wollten es heute so.
Das Ostalgie-WE in heimatlichen Gefilden zur Feier unserer Liebe endete dann also liebenswert bei Rinderroulade und Blaukraut sowie Schnitzel mit Champignons — den DDR-Sonntags-Höhepunkten — mit etwas Agitprop (na, noch en Begriff?) der Vorsitzenden des Rentnerinen-Clubs am Nachbartisch. Das Essen war schmackhaft, die rot-orangefarbene Inneneinrichtung bezeugte eindrucksvoll den gelungenen Zeitsprung ins Jahr 1977 und die ungeheuerlichen Krankengeschichten der Grauen Panther haben wir irgendwann nicht mehr gehört — ich glaube die Damen sind einfach gegangen;)))) Hoffentlich sind sie uns wegen unserer Resistenz gegen derart Verunglimpfungen des ach so tollen, medizinischen Systems dieser Republik — nicht böse;))))

Ein herrlich-einmaliges, mehr als gelungenes, zauberhaft-intimes und animalisch-zärtliches Jubiläums-Wochenende ….. wer hätte das vorher gedacht;)))))