Seit Jahren zu Individualisten mutiert unternehmen wir nur höchstselten eine Städtereise. Menschenansammlungen sind uns einfach suspekt. Ab und an gönnen wir uns eine Ausnahme – meist zu Weihnachtszeit. So fiel diesmal die Wahl auf Breslau. Der „Jarmark bozonarodzeniowy“ (Weihnachtsjarmarkt) soll der schönste in Polen sein. Unsere schlesischen Urwurzeln befeuerten die Idee und Eulchens Shopping-Lust besiegelte die Entscheidung. Wie nicht anders zu erwarten gehen wir den Trip etwas anders an als es die üblichen Blogwriter tun.
Breslau liegt an der Oder und zwischen vier weiteren ihrer Zuflüsse auf insgesamt 12 Inseln die mit dem Festland über 100–300 Brücken verbunden sind (Je nach der Zählweise zugrunde gelegten Kriterien. Wir ordern ein Zimmer im Old Town Appartement. Ein luxuriöser, moderner Komplex mitten im Herzen der Altstadt – für vergleichsweise erschwinglichen Taler. Bereits hier werden wir zum ersten mal überrascht. Hochwertige Materialien bis ins kleinste Detail, mehr als vollständige Ausstattung, großzügige Räume (selbst das Bad), Panoramablick auf die imposante, 1112 eingeweihte, gotische Adalbertkirche und die festlich beleuchtete, gewaltige Galeria Dominikanska (Shopping Mall) und den Dominikaner Platz – wo selbst zu später Stunde immer Betrieb ist. Und dennoch schlafen wir jede Nacht wie auf einer einsamen Insel. Ähnliche Appartement-Übernachtungen in München und Berlin bescherten uns ziemlich billiges Ambiente weit ab des Zentrums. Von den Kosten ganz zu schweigen. Erster Pluspunkt für die Oder-Metropole.
Gleich am Samstag starten wir zum Besuch des Weihnachtsmarkts. Auch wenn es nur 500m dahin sind wird es ein sehr kleiner Besuch lediglich eines der „Seitenarme“ des Marktes. Unwägbarkeiten wie Butiken, Geschäfte eine weitere Shopping-Mall (davon gibt es in Breslau etliche) und schließlich der kleine Hunger sorgen für eine Planänderung.
Shoppen kann man in Polen prächtig. Hunderte kleine und große Läden auf Schritt und Tritt – dazu für unsereins immer noch attraktive Preise, von den Schnäppchen ganz zu schweigen. Auch Essen ist in Polen ein Fest … mit einer Ausnahme. Der Samstagnachmittag bis früher Abend. Dazu muss man wissen, dass die Polen im Unterschied zu den Deutschen mehrheitlich zwischen 15–17 Uhr ihr Mittag zu sich nehmen und …. Wer was auf sich hält und es sich leisten kann (das können immer mehr) – führt sein Familie am Samstag in die Gaststätte aus. So eine Art Status zeigen.
Schaut der germanische Gastronom seine Gäste zwischen 15–17 Uhr nicht mal mit dem A. an – kollabiert die gastronomische Infrastruktur in Polen (trotz drei bis fünffacher Anzahl der Lokalitäten) am Samstag fast regelmäßig. In den angesagtesten Etablissements geht ohne Reservierung Garnichts. Wenn zwei Engel auf Reisen sind geschehen aber manchmal Wunder. Hilfreich ist auch unsere geringe Mannschaftsstärke. Wir ergattern einen Zweiertisch im Masala – einem Indischen In-Lokal.
(Ausnahmsweise nix von uns — sondern ein Marketingvideo)
Hype, farbige Beleuchtung, moderne Einrichtung, bunte Speisekarte und live cooking mit drei original indischen Köchen. Ein kleines Minus – die Karte gibt’s nur in polnischer Sprache. Für uns kein Problem😊 Nach dem rabenschen Übersetzungs-Marathon tropft uns der Zahn nach 1000 verschiedenen Sachen. Geht wohl den meisten so – auf der Karte finden sich deshalb unterschiedliche Mix-Teller – der umfangreiste ist alsbald unser. Es wird eine Gaumen-Orgasmus-Orgie. Vorspeisen, Currys, Chicken, Salate, Soßen und natürlich Reis – in einer Menge die wir trotz aufopferungsvollen Einsatzes nicht schaffen … und das will beim Raben was heißen😊 Wir schaffen es gerade so zurück in unser schickes Appartement. Tag eins ist vorbei – noch waren wir nicht auf dem berüchtigten Weihnachtsmarkt.
Der Sonntag
begrüßt uns mit grauem Himmel. Hoffentlich bleibt es wenigstens regenfrei. Nach wenigen Minuten Fußmarsch erreichen wir ein etwas industriell anmutendes, rundes Gebäude.
Darin einzigartig inszeniert ein monumentales Rundgemälde. 120 Meter breit, 15 Meter hoch, 1710 m² Fläche. Panorama Raclawicka – Panorama von Raclawice heißt es und ist das einzige seiner Art in Polen. Aber weder seine Schönheit noch die gigantischen Ausmaße lassen den Betrachter baff werden sondern die Art der Präsentation. Der Raum zwischen dem Zuschauer und dem Bild wurde kunstvoll und präzise genau mit Details aus dem Bild gestaltet. An keiner einzigen Stelle ist man sich auch nur annährend sicher ob das gerade Betrachtete – Deko oder Bild ist … und wir haben uns echt angestrengt. Dagegen verblasst die Darstellung des Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen gewaltig. Wenn die Polen schon was ausstellen oder zur Besichtigung freigeben – dann hat das Pep, das muss man denen lassen. (davon können wir Lieder singen und in den nächsten Tagen kommen weitere neue dazu).
Das Wetter will nicht besser werden. Wir schlendern entlang der Oder in Richtung der Schlösserbrücke und kommen an zwei Bootsanlegern vorbei.
Ein Schaufelrad-Dampfer für 100 Zloty
Das größte Binnenpassagierschiff Polens – die Wratislavia fährt heut nicht obwohl Sonntag ist – shit Wetter eben. Am alten Hinterschaufel-Passagierdampfer Wiktoria, wenige Meter weiter auf der Insel Piasek, steht ein Mann. Wir kommen ins Gespräch. Noch ist der Kahn leer aber wenn wir fünf Karten kaufen gehört der Pott uns
… für etwa eine Stunde. Der Deal steht – für umgerechnet 25 Euronen mieten wir einen Raddampfer samt Besatzung. Abfahrt in 15 Minuten. Kleiner Wermutstropfen – an Board gibt es keine warmen Getränke. Etwas ausgekühlt holen wir uns, im nah gelegenen Cafe, köstlich heißen Espresso. Als wir wiederkommen haben doch noch zwei Österreicher und drei Engländer eingeschifft. Der Deal ist hinfällig — Für normales Ticket schippern wir also die Oder entlang nach Osten, Richtung ZOO. Vom Schiff aus bekommt am besten mit wie groß, weitläufig, grün und besonders Breslau ist. In dieser, auf plattem Land gelegenen Stadt gibt’s sogar eine richtige Gondelbahn. Polinka, so heißt sie, hat eine Länge von 380 Metern und verbindet zwei Standorte der Universität miteinander. Sie liegen an unterschiedlichen Ufern der Oder. Verrückt die Breslauer.
Das Wetter wird immer besch…eidener. Nach der Dampfertour geht’s auf die s.g. Große Insel. Paläste, Kirchen und Kathedralen lassen wir links liegen. Der kleine Hunger klopft an. In freudiger Erwartung …. unseres nächstjährigen Urlaubs, heuern wir im „U Gruzina“ an – einem georgischen Imbiss. Wir ordern ein Chatchapuri mit Fleischfüllung. Ein Blick auf die Nachbartische sagt uns – eine Portion reicht locker für uns beide. Dazu russischen Chai und der kleine Hunger hat sich in Luft aufgelöst. Schon lästig wenn einem der Magen knurrt. Außerdem, wenn der Zuckerspiegel der Eulenkönigin abfällt wird es für Personen in ihrer Umgebung gefährlich.
Nässe und Kälte treiben uns auf dem Rückweg in das Nationalmuseum – oder ist es die Suche nach einer Toilette? Mit den Eintrittskarten des Panorama-Gemäldes kann man drei weitere Objekte Besuchen. Was solls, zum aufwärmen tauchen wir ins Nationalmuseum ein. Gleich im Untergeschoss dürfen wir den größten Stolz des Hauses bestaunen. Der Goldschatz von Neumarkt – Skarb średzki – stammt aus dem 14. Jahrhundert und besteht aus fast 8000 Silbermünzen, einer Goldkrone für eine Frau und weiterem Goldschmuck.Er wurde 1985 und 1988 beim Abriss alter Häuser in der kleinen schlesischen Ortschaft Srodza (Neumarkt) lustigerweise vom gleichen Baggerfahrer, quasi ausgebuddelt. Der Schatz gehörte wahrscheinlich dem Kaiser Karl IV der sie an einen jüdischen Kaufmann verpfändete um seine Krönungsfeier zu finanzieren. Wegen der Pest flohen aber alle aus dem Ort, der Kaufmann verbuddelte den Schatz unter seinem Haus. Etwa 630 Jahre später sitzt Ryszard Widurski in seinem Bagger und trifft mit seiner Schaufel, im Abstand von 3 Jahren, zweimal vortrefflich genau dahin wo der Jude einst die nach heutiger Schätzung, über 60 Millionen Euro vergraben hat. Hammer … äh … besser Schaufelhart. Und wieder präsentieren die Polen den Schatz perfekt. Er ist zum Greifen nah – man steht keine 20 cm vor ihm. Trefflich ausgeleuchtet, von allen Seiten bestens sichtbar, keine Aufsicht die einen argwöhnisch beobachtet … man ist allein mit dem Schatz (ok hinter Glas) und kann sich alle Zeit der Welt fürs Betrachten lassen.
Auch die anderen Ausstellungen faszinieren uns. Vom Mittelalter bis in die heutige Zeit betrachten wir Gemälde, Skulpturen und Artefakte als würden wir durch das Haus eines Freundes gehen. Gemälde von Jan Matejko (der berühmteste polnische Maler) hängen hier genauso wie Arbeiten von Aschenbach, Feuerbach und Kandinsky. An jedes Gemälde kann man bis auf einen Zentimeter heran, es von allen Seiten bestaunen, es genießen – keine Kordeln zum wahren des Abstands, das Personal freut sich wenn es paar Tipps geben oder eine Anekdote erzählen kann. Wir, sonst keine besonderen Kunstliebhaber, sind verzaubert.
In der Parterre genießen wir noch eine Limo mit dem Blick auf Polonia, das riesige Gemälde von Jan Styka, dem selben Maler der das Panorama von Raclawice gemalt hat.
Beseelt, entleert und gewärmt verlassen wir das Nationalmuseum. Im Appartement wird eine kleine Siesta abgehalten und schon müssen wir zum Termin eilen. Diesmal sind wir schlauer und das obwohl es gar nicht nötig ist. Ein Tisch im romantischen Sarah in der Wlodkowica Straße, am Rande der Altstadt ist ab 17 Uhr für uns reserviert. Das Sarah teilt sich den gewaltigen Innenhof, besser Platz, mit der schick restaurierten Synagoge zum Weißen Storch und ist ein ….. richtig … ein jiddisches Restaurant. Wir lieben jiddisches Essen. Die Speisen sind so mannigfaltig und außergewöhnlich gewürzt. Halb orientalisch halb osteuropäisch – dennoch irgendwie vertraut und auf jeden Fall ausgefallen kombiniert. Als Vorspeise muss es bei uns immer Humus sein. Diesmal können wir nicht entscheiden ob der im Sarah oder der im Masala besser war. Rinderbäckchen so zart wie ein Kinderpopo mit Möhrenmousse und Rindsgulasch nach der Art der Brüder Barasch – mit einer Kugel gebackenem Kartoffelbrei und roter Bete. Die Gebrüder Barasch betrieben vor dem Krieg ein Kaufhaus in Breslau, das heutige Feniks. In diesem Kaufhaus befand sich, im dritten Stock, ein Restaurant mit täglich wechselnder Mittagsspeise. Am Montag gabs Rind😊 . Das Sarah versprüht im Kerzenschein seinen vollen Zauber. Leise Musik, die höfliche Bedienung, der junge, moderne, weltmännische Chef de Rang oder gar der Besitzer sorgen für ein traumhaftes Erlebnis. Wieder schließen wir den Tag mit einer kulinarischen Fernreise die perfekter nicht sein konnte.
Noch lange schauen wir durch das Panoramafenster auf das pulsierende Leben auf dem Dominikanerplatz und lassen das Erlebte Revue passieren … bis das Sandmännchen uns abholt. Apropos, wie ihr schon merkt – mit dem Weihnachtsmarkt wurde es wieder nichts.
Es ist Montag. Paar Sonnenstrahlen täuschen einen netten Sightseeing-Day-Anfang vor. Wir fallen drauf rein und gleichzeitig aus dem Bett. Es gibt noch soviel zu sehen in dieser lebhaften Stadt. Diesmal wollen wir das Frühstück nicht dem Zufall überlassen und kombinieren es mit dem ersten Programmpunkt. Die alte Markthalle – Hala targowa ist eine Institution in Breslau und gleichzeitig eine Sehenswürdigkeit – ähnlich einem orientalischen Basar.
In dem von außen neugotisch erscheinenden Komplex von 1907 gibt es unzählige Stände mit Fleisch, Geflügel, Obs, Gemüse, Fisch, Süßigkeiten aller Couleur, Gewürzen, Blumen sowie einige Handwerksstände vorrangig auf der Galerie oberhalb der Halle. Am Imbisstand besorgen wir uns „Frühstück“. Es wird ein Mega-XXL-Schnitzel (für umgerechnet 2,40€) mit Rohkost satt – gibt’s zu jedem Hauptgang umsonst – so viel man will. Eulenkönigin verleiert etwas die Augen – mampft aber ein halbes Schwein weg wie nichts. Nur um es klar zu stellen – es ist richtiges Schnitzelfleich – kein Formfleisch, wie in manch deutschem Restaurant für das sechsfache Geld. Und die polnischen Salate sind eh an Geschmack und Frische nicht zu übertreffen. Geplättet und gesättigt verlassen wir die Halle und beschließen unseren Wocheneinkauf, kurz vor der Abfahrt hier zu erledigen.
Bunte Höfe in Nadodrze
Des Wetters wegen sind wir heute mit dem Auto unterwegs – können also auch weitere Strecken zurücklegen. Der Rabe hat in einem breslauer Blog einen Geheimtipp entdeckt. Es geht ins Nadodrze – ein Stadtteil nördlich der Innenstadt. Irgendwo haben wir gelesen „wer Nadodrze nicht gesehen hat, kennt Breslau nicht“ und so ist es. Die Bebauung besteht aus prächtigen Stadthäusern und Villen den man von weitem ansieht, dass sie schon bessere Zeiten erlebt haben aber dem Charme des Ganzen kann man sich irgendwie nicht entziehen. Der Krieg hat hier kaum Schaden angerichtet und die Kommunisten haben kaum etwas an den Häusern gemacht. Aber es tut sich was. Nach dem Krieg kam man her wegen der Einkäufe, der Handwerker wegen Vergnügen und Spaß. Irgendwann dann hieß es in Breslau dann nur noch „das Beste was du in Nadodrze bekommst ist eine auf die Fresse“. Es sind einfache Menschen die hier leben aber sie füllen diesen Stadtteil mit einer ganz speziellen Atmosphäre aus. Und die kleinen Innenhof-Handwerksbetriebe, kleine Tante-Ema-Läden, leibhaftige Nachkriegsbäcker, Fleischer, gibt es noch heute. Einen Kaffee bekommt man in jedem Hinterhof, aus irgendeiner Tür serviert. Natürlich nicht wenns kalt und nass ist – unser Pech.
Apropos Hinterhöfe – genau deshalb sind wir hier. Street-Art-Künstler haben vor einigen Jahren zusammen mit den Bewohnern begonnen ihre schmuddeligen Hinterhöfe zu gestallen. Was wir in der ul.Roosvelta zu sehen bekommen haut uns um. In Worte lässt es sich kaum fassen. Wir streifen im leichten Niesel zuerst durch den westlich gelegenen Hof. Ein Kindergarten ist hier, über den Zaun ein Karmelitenkloster, ein Sanktuarium, die Uni hat ein Institut hier .. es sieht bisschen aus wie in der Bronx .. und dann ….
Bilder, besser kleine und große Kunstwerke sagen mehr als 1000 Worte.
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„mich kann man auch live fotografieren“
Auf der anderen Straßenseite geht’s weiter. Ein Kulturzentrum, eine Pfandleihe, eine Grundschule, Geschäfte von Dessous über Computer, Brautkleider, Lebensmittel … usw. Wir fotografieren begeistert die unbeschreiblichen Motive. Fast alle Bewohner haben sich in irgendeiner Form hier verewigt und sind stolz darauf, jeder hat etwas beigesteuert. Ton, Keramik, Texte, Pappmaschè … alles wurde auf und in die Wände eingearbeitet. Im Knips-Wahn übersehen wir fast Pani Kazia (Kazimiera). Der Rabe fotografiert eine Wand mit einer Frau und einer Katze darauf als plötzlich von hinten eine Stimme ruft „mich kann man auch live fotografieren“. Als wir uns umdrehen lächelt uns unser Wandmotiv an – ok, ohne Katze😊 Auch sie ist stolz auf ihr Viertel. Plötzlich ist es hip hier zu leben – wo man sich früher geschämt hat. Es kommen Menschen her um es zu sehen. Niveauvolle Menschen, auch aus dem Ausland. Sogar paar Schwarze hat sie gesehen, sagt sie uns. (Ist in Polen nicht selbstverständlich😊) Sie freut sich über ein Gespräch .. und wir erst.
Wir dachten hier in 20–30 Minuten weg zu sein um das Nächste zu besuchen, nun sind es fast zwei Stunden.
Der Skytower
Der Regen wird stärker. Wir verabschieden uns von Frau Kazia und ziehen weiter. Breslau ist zwar die viertgrößte Stadt Polens (sechstgrößte polnische Stadt weltweit nach: Warschau, Chicago, NY, Krakau und Lodz) aber einen Wolkenkratzer hat Breslau erst seit sechs Jahren. Der Skytower ist das höchste Gebäude Polens und auf Platz 20 in Europa … hej, wir wollen da rauf. In der 49. Etage gibt’s einen Aussichtspunkt Der Fahrstuhl samt „Chauffeur“ ist in etwa 50 Sekunden oben. Wahnsinns Panorama (schon wieder😊) eröffnet sich vor uns. Bei gutem Wetter kann man sogar die Schneekoppe (1602m) sehen und die ist Luftlinie 98 Kilometer entfernt. Heute leider nicht. Immer noch nass und .. nass. Wenigstens nicht mehr kalt.
Weihnachtsmarkt
Ihr merkt schon, wir sind immer noch nicht auf dem Weihnachtsmarkt gewesen. Zuerst noch Shopping was sonst. Shopping in der Galeria im Skytower, Shopping in der Arena-Mall und Shopping in der Zielinskiego Passage, noch ein Schlüssel nachmachen lassen und die nächsten drei Stunden sind weg wie nichts. Langsam kommt der kleine Quälgeist wieder … Huuuuuunger. Es ist bereits dunkel, der Weihnachtsmarkt leuchtet aus der Ferne. Es fällt auf wie geräumig es hier ist. Viel Platz zwischen den Buden. Keine Poller, keine Betonklötzer, keine Polizeihundertschaften, vielleicht eine Streife. Es erklingt Musik, schöne, seichte Popmusik – keine schweren Weihnachtslieder. Alle sind ausgelassen, Verkäufer haben gute Laune, machen Späßchen mit. Auffällig auch, dass viel weniger Essensstände und Glühweinbuden da sind. Wahrscheinlich geht es in Polen bei einem Weihnachtsmarkt um was anderes.
Mehrmals am Tag treten Solisten, Zauberer, Chöre, Pantomime und andere Künstler auf. Der Weihnachtsmarkt erstreckt sich über mehrere Plätze, Straßen und rund um das prächtige Rathaus – er ist schon imposant. Aber zuerst wird was gemampft. Gegrilltes für den Raben, Baklava mit Humus, Fleisch und Grillgemüse für das Eulchen … lecker.
Als es Zeit für einen Glühwein wird entdecken wir das Hard Rock Cafe. Tja, da hat der Weihnachtsmarkt wieder Pech. Abschluss-Shopping (3 Shirts) ein Guinnes und ein Sex on the Beach krönen den Breslaubesuch. Eine tolle Stadt. Wir kommen wieder. Natürlich gabs noch eine Glühwein im Nikolaus-Haus (auf dem Plac Solny), ganz oben, im zweiten Stock. Mit traumhafter Aussicht auf die vielen Blumenstände ( … man haben die Gestecke, Wahnsinn) und den Bunten Baum auf dem Rathausplatz. Nun haben wir doch unseren ersten Weihnachtsmarkt in diesem Jahr besucht … und was für einen romantischen. Panoramafenstergucken auf den Dominikanerplatz ist zum Einschlafritual geworden. Good Night.
Last Day — Dienstag
Heut müssen wir schon wieder weg. Schaaaaaaaaaade. Ein bisschen Zeit bleibt noch und in dieser entdecken wir … das Wasser. Zuerst aber wird eingekauft. Leute, ehrlich – soviel Spaß hat das Lebensmittel-Einkaufen lange nicht mehr gemacht. Das frischeste Fleisch, schlesische Würste, polnische Weißwürste für Weihnachten, Boczek (10ck Dicke-Rippe), Gemüße, Butter, Süßigkeiten, Gewürze uvm. aber vor allem die netten Gespräche mit den Standfrauen mache das Bio-Shopping zum Highlight. Und das Ganze für ‘n schmalen Taler. Kleines warmes Frühstück schieben wir in erwartung von 5h im Auto auch noch ein. Eulchen Hackbällchen mit Pilzsoße (reichlich) für 1,50€, der Rabe wieder Fleisch – riesen Hähnchenroulade mit Spinat und Gorgonzola gefüllt (3€) – dazu Rohkost satt zur freien Wahl. Wie geht das .. und es schmeckt auch noch wie bei Muttern zu Hause.
Hydropolis
Von der Markthalle sind es genau zwei Kilometer, entlang der Oder, Richtung Osten zum letzten Punkt unseres Interesses. Ein alter, mächtiger, stillgelegter städtischer Wasserspeicher wurde zur einer phänomenalen Ausstellung über Wasser umfunktioniert. Auf 4000 m² (Fussballfeld) wird in diesem Tank auf wunderschöne, fast zauberhafte Art und Weise alles Interessante über das Thema Wasser, Unterwasser, Tiefsee, Ozeane, Schiffe: gesunkene, Größenvergleiche, Tierwelt, uvm. wahnsinnig anschaulich dargeboten. Wieder können wir nur staunen wie die Polen sowas angehen. Ähnliche Ausstellungen in D wirken dagegen angestaubt und trocken. Hier wird mit Licht, Visualisierungen, Animationen, Multimedia, Interaktion, Computereffekten gearbeitet – man fühlt sich wie auf der Brücke der Enterpreis.
Kann Schalter drehen, Knöpfe drücken, in die Zentrale der Trieste einsteigen (Die Trieste war ein von Auguste Piccard konstruierter Bathyscaph, ein U‑Boot, das speziell für die Tiefseeforschung gebaut wurde.), auch dort alles berühren, original Kameraaufnahmen sehen sowie original Funk hören als wäre man persönlich grad 11 000 Meter unter dem Meeresspiegel, im in tiefen des Marianengrabens. Es ist nicht übertrieben, dass es Europaweit einzigartige Ausstellung ist. Wir sind grenzenlos begeistert – wenn die Polen was machen, dann machen sie es richtig. Wenn es interessiert hier gibt’s mehr Infos. https://hydropolis.pl/de/
Das wars auch schon – bye, bye schönes Breslau. Richtigerweise Wroclaw – bis bald. Es gibt noch so viel zu entdecken.
P.S. Nur am Rande sollen die Krasnale erwähnt werden. Zwerge die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind. Es gibt mittlerweile 239 von ihnen und keine zwei gleichen. Einer schwimmt sogar auf unserem Dampfer Wiktoria mit (haben wir erst danach gelesen). Putzig und witzig sind die kleinen Kerlchen und nicht mehr aus Stadtbild wegzudenken. Ganze Stadtteile sind nach ihnen benannt (Biskupin vom Biskupik, Sępolno vom Sępik, Szczepin vom Szczepik, Oporów vom Opornik usw. …) 😊.
– hier eine Karte mit ihren Standorten — http://krasnale.pl/de/
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